Die von Franz Reinisch im Jahr 1895 gebaute Orgel zählt zu den „wertvollsten romantischen Instrumenten hierzulande. Einige der Pfeifen sind aber noch älter. Im Jahr 1998 wurde vom Orgelbau Pirchner eine erste Überholung durchgeführt – allerdings nur das Allernötigste hergerichtet. So wurde aufgrund zunehmender Probleme eine vollständige Restaurierung der Orgel unumgänglich. Dazu wurde der Orgelbauer Oswald Kaufmann aus Deutschnofen beauftragt. In etwa 2000 Arbeitsstunden konnte dies bewerkstelligt werden. Als größten Unterschied zu vorher nennt Organist Michael Weinreich die „nun einwandfrei funktionierende Mechanik. Vorher war sie teils langsam, nun reagiert sie viel schneller und vor allem ist sie viel zuverlässiger geworden. Aber auch alle Pfeifen wurden gewartet, vorher kam bei einigen davon der Ton erst später. Zudem konnten einige Register nicht mehr richtig gestimmt werden, auch diese Probleme wurden behoben.“
Die Glocken des „Doms auf dem Lande“, wie die Paulser Kirche auch genannt wird, luden nun am Sonntag, 19. September 2021, zur Weihe der restaurierten Reinisch-Orgel feierlich ein. Nach dem Einzug von Dekan Alexander Raich und dem Festprediger P. Urban Stillhard OSB erinnerte Pfarrverantwortliche Lotte Kager an den Psalm 150, der „zum Lob Gottes und seiner Taten mit verschiedenen Instrumenten“ aufruft. Es war der wohltönende Orgelklang, den der junge Organist Michael Weinreich aus dem neu restaurierten Instrument entlockte. Zusammen mit dem Chorverein St. Pauls unter der Leitung von Peter Marsoner gestaltete Weinreich die Eucharistiefeier mit.
In seiner Festpredigt wies P. Urban einleitend auf die Höhen und Schatten hin, die vor allem den Menschen betreffen, aber auch die Kirche „beutelt und Spuren hinterlässt.“ Das widerspiegle der Sonntag ohne Gott, der sinkende Mut zum geistlichen Beruf, die schwindende Solidarität mit den Mitmenschen. „Aber es gibt auch viel Positives: Engagierte Christen, treues Zusammenhalten, religiöse Offenheit, Einsatz für Senioren. Und es gibt viele neue renovierte Orgeln in unserer Diözese, unzählige Menschen, die sich in Kirchenchören betätigen.“
P. Urban wies auf den engagierten Chor und den ambitionierten Organisten in St. Pauls hin, auf die restaurierte Reinisch-Orgel, auf die Menschen, die sich ehrenamtlich dafür verwendet haben: „Orgelbauer Oswald Kaufmann und seine Mitarbeiter konnten die klanglichen Farben dieser Orgel wieder zum Leuchten bringen. Sie kann nun musikalisch wieder voll eingesetzt werden, sie ergänzt mit ihrem Klang die herrliche Schwalbennest-Orgel von Leon Verschueren, so dass beide Instrumente in hoher Qualität zu hören sind.“
P. Urban schloss mit „3 Lichtern, die uns die Orgeln mitgeben: das Licht des Glaubens wird heller strahlen, das Licht der wortlosen Botschaft, wenn die Worte versagen, und das Licht des begleitenden Miteinanders bei unserem Glaubensvollzug.“
Dekan Raich nahm anschließend die Orgelweihe zusammen mit dem Festprediger vor: „Der Mensch ist dazu berufen, Gott zu loben, wenn die Orgel ertönt“, sagte Raich, und dankte neben Verwaltungsratsmitglied Armin Weinreich, der sich sehr engagiert eingesetzt hat, auch allen kleineren und großzügigen Spendern und Gönnern, die zur Restaurierung beigetragen haben. Insgesamt hätten diese Arbeiten rund 120.000 Euro gekostet, es sei aber immer noch ein beträchtlicher Fehlbetrag vorhanden, so „dass ich weiter um einen finanziellen Beitrag bitte und gleichzeitig ein Vergelt’s Gott euch allen ausspreche.“
Am Ende der Eucharistiefeier zeigte der 23 Jahre junge Organist Michael Weinreich noch einmal sein Können und holte aus dem fachmännisch restaurierten Instrument harmonisch-weiche Töne hervor.
Nach der Festmesse fand ein Umtrunk im Hof des Widums statt.
Quelle: Tagblatt „Dolomiten“ vom 21.9.2021/Karl Psenner